Bei LinkedIn gab es kürzlich eine interessante Diskussion von Personalern, Recruitern und vielleicht auch dem einen oder anderen Headhunter. Es ging um Benefits, die Unternehmen ihren Mitarbeitern bieten. Grob zusammengefasst ging es um Obstkörbe, Kicker und manchmal kostenlose Parkplätze oder eine betriebliche Altersvorsorge. Man war sich recht schnell einig, dass das nicht die “großen Benefits” sind, mit denen neue Kollegen angelockt werden können. Doch was ist es dann?
Ausreichend Parkmöglichkeiten, kostenlose Getränke, Frühstück, Obstkorb, private Internetnutzung, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Sportprogramm, Yoga, betriebliche Altersvorsorge, Kommunikationskostenzuschuss, Gewinnbeteiligung, Mitarbeiter-Events und flache Hierarchien lassen sich zumindest schon mal gut aufschreiben. Wer sich dafür interessiert und für wen das ausschlaggebend ist, kann an dieser Stelle aufhören zu lesen: Das haben wir alles, Thema erledigt.
Macht das pentacor besonders? Macht uns das zu Pentacornesen?
Hmm … Vielleicht ist es ein Teil des Geheimrezepts, dessen Zutaten wir vielleicht im Einzelnen gar nicht alle so genau kennen. Die Mischung macht es, die individuelle Würze, die jeder einzelne mitbringt. Es ist das Mindset und das Miteinander.
Wir haben kein fest definiertes Feelgood-Management. Und doch machen wir sehr viel, was andere Unternehmen unter dieser Überschrift geschaffen haben, manchmal vielleicht sogar noch mehr. Oft nennen wir es anders, denn wir sind anders. Und wir lieben Wortwitze.
Seit einiger Zeit versuchen wir uns an einem OKR-Prozess, um die Strategie des Unternehmens mitzugestalten. Allerdings funktioniert das für uns nicht, wir sind halt anders. Bei uns nennt sich das pOKeR (und wird aktuell mit jeder Iteration neu gedacht und definiert). Wir diskutieren gern und wir tauschen uns gern aus. Geht es um fachliche oder zum Beispiel technologische Fragestellungen, gibt es dafür bei uns die so genannten Mexikaner-Runden. Für Anregungen zu Veränderungen oder Entscheidungen, die im Team getroffen werden wollen, haben wir ein wöchentliches Lean Coffee.
In regelmäßigen Abständen werden die Dinge noch größer gefasst. Wir kommen zu Team Development Days oder Business Development Days zusammen, zu Workshops, um die Zielrichtung des Unternehmens mitzugestalten oder unser Miteinander und uns als Team weiterzuentwickeln. Dazu gehören natürlich auch Team-Events oder Retrospektiven und Refinements zu internen, administrativen oder strategischen Themen. Wir wollen gut miteinander arbeiten und irgendwie auch leben. Nach Feierabend treffen wir uns zu (Remote-) Spieleabenden oder gehen gemeinsam bouldern. Für unser neues Büro war wichtig, dass es eine Küche gibt, in der wir auch mal gemeinsam kochen können.
Bist du morgens mal ruhiger als sonst, wirst du direkt gefragt, ob alles in Ordnung ist. Wir passen aufeinander auf. Dafür haben wir auch unsere “Glücksbärchis”, eine Gruppe von Pentacornesen, die sich freiwillig bereit erklärt haben, Teammitgliedern bei Konflikten und Problemen, gleich welcher Art, ein offenes Ohr oder eine Schulter zu leihen und ihnen zur Seite zu stehen. Dafür bilden wir uns entsprechend weiter, um dem entgegengebrachten Vertrauen auch angemessen begegnen zu können. Eine unserer Fokus-Gruppen befasst sich insbesondere mit dem Thema Soft Skills. Das Thema interessiert uns auch außerhalb dieser Gruppe. Wer mag, ist dazu eingeladen in regelmäßigen Abständen an unserem “Psycho-Social-Coffee-Circle” teilzunehmen: In einer halben Stunde präsentiert jemand ein Thema, das für sie oder ihn ein “Gamechanger” war. Ob es dabei nun um Selbst- und Zeitmanagement, Entscheidungsfindung oder Achtsamkeit geht – wir lernen miteinander voneinander, tauschen uns aus – und diskutieren.
Es ist uns wichtig offen miteinander umzugehen. Wir geben gern Feedback und fordern es ein. Dafür haben wir einen Prozess etabliert, in dem alle regelmäßig dazu aufgerufen sind, Feedback zu geben und zu empfangen.
Und ob wir mit all dem noch auf dem richtigen Weg unterwegs sind oder uns vielleicht doch ein bisschen von unseren Werten entfernt haben und nachjustieren sollten, ermitteln wir regelmäßig mit dem Pentascore, unserem Umfragetool zum Werteabgleich.
Der wesentliche “Benefit”, neben den oben aufgelisteten, ist also eigentlich das Team selbst – und das, was es aus seinen Ideen macht. “Wir bieten ein tolles Team!” sieht in Stellenausschreibungen nur irgendwie komisch aus. Und am Ende glaubt uns das ja doch niemand. Das muss man tatsächlich erlebt haben – vor allem auch das interessante Eigenleben, dass das Team entwickeln kann. Oder welches Unternehmen sammelt neben Fotos von Teamaktivitäten in der Küche auch Sprüche und Zitate von Kollegen? Wo wird ganz ohne Anlass Kuchen für alle mit ins Büro gebracht, am selben Tag von mehreren Leuten, unabhängig voneinander? Oder wo gehören Werkstudenten schon fast zum Inventar und stellen irgendwann fest, dass sie wohl nie in einem “normalen Unternehmen” arbeiten können werden? Und wo überrascht das Marketing jeden mit einem individuellen Penty?
Wir sind halt ein bisschen anders.
Einen Kicker haben wir aber auch. Unsere beiden Chefs haben begonnen ihn aufzubauen, dann lag die Baustelle plötzlich brach. Über Wochen. Eine spontan gegründete Arbeitsgruppe nahm sich schließlich des Themas an – und verstand recht schnell, was zum Baustopp geführt haben könnte: Die Aufbauanleitung bot – sagen wir mal – Interpretationsspielraum. Mit vereinten Kräften, Wasserwaage (und im Lieferumfang enthaltenen Ersatzteilen) ist es schließlich gelungen, das pentacor-Stadion zu eröffnen. Die erste Partie war ein Freundschaftsspiel aus dem Backoffice: Christina gegen Viola. Die Begegnung wurde allerdings als Geisterspiel ohne Zuschauer ausgetragen. Wer gewonnen hat, ist daher nicht überliefert. Und auch gar nicht so wichtig.
Am Ende kommt es vielleicht gar nicht so sehr auf den Kicker an, oder den Obstkorb. Die Bananen sind nämlich auch schon wieder alle.