Arbeiten an einem Ort, an dem man normalerweise Urlaub macht – das ist die Idee einer Workation. Bei pentacor wird diese Möglichkeit geboten und ich als Werkstudent wollte sie ausprobieren.
Über YouTube bin ich auf den Van-Life-Trend aufmerksam geworden und mir gefiel der einfache Lebensstil nah an der Natur. Und wer sagt eigentlich, dass man für eine Workation eine Ferienwohnung braucht? Als Werkstudent konnte ich mir die Freiheit nehmen und mich bewusst dafür entscheiden, meine Workation in einem Auto zu verbringen.
Ein Experiment im mobilen Büro auf den Straßen Norwegens
Auf der Suche nach Abenteuer und gleichzeitig Effizienz wollte ich vor allem zwei Dinge herausfinden: Gefällt es mir überhaupt, eine Zeit lang im Auto zu wohnen, und kann man von unterwegs in einem improvisierten Büro auf Rädern genauso arbeiten wie sonst auch?
Bei der Planung meines unkonventionellen Abenteuers musste ich einige Herausforderungen bedenken:
- Ist es überhaupt legal, in einem Auto zu campen?
- Woher nehme ich Strom und Internet?
- Wie mache ich das mit der Hygiene?
- Wie teuer wird diese Workation?
Als erstes habe ich nach einem Reiseziel gesucht und habe mich ziemlich schnell für Norwegen entschieden. In Norwegen gilt das „Allemannsretten“, welches einem das Recht gibt, in der Natur zu campen, solange man mindestens 150 Meter Abstand zur nächsten bewohnten Hütte hält und nicht mehr als zwei Nächte an einem Ort bleibt. Die Mobilfunkabdeckung ist auch hervorragend. (Selbst auf dem Gipfel des zweithöchsten Berges von Norwegen hatte ich 4G-Empfang.) Und zu guter Letzt hat Norwegen auch sehr viel Süßwasser in Seen und Flüssen, so dass man eigentlich überall baden gehen kann. Außerdem ist Norwegen sehr hübsch und hat viele kulturelle Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Das Ziel stand also fest und nun stellte sich die Frage: Wie komme ich dorthin? Ich habe kurz überlegt, einen Camper zu mieten, aber das war zu teuer. Also lieh ich mir unser Familienauto: einen 2010er VW Sharan mit rund 330.000 Kilometern auf dem Tacho. Was ich an Geld gespart habe, musste ich mit einem Mangel an Komfort bezahlen. Da ich keine permanenten Veränderungen am Auto vornehmen konnte, musste ich die vielen Fenster, den relativ kleinen Innenraum und die schlechte Wärmedämmung in Kauf nehmen. Ein großer Vorteil war jedoch, dass man die Rücksitze komplett ausbauen kann, so dass ich eine ebene Liegefläche hatte. Auf der einen Seite dieser Fläche habe ich einen Schlafsack mit Isomatte platziert und auf der anderen Seite eine große Kiste, in der ich meine Klamotten, Geschirr und Essen verstaut habe. Zusätzlich hatte ich noch eine Dachbox für alle Utensilien, die ich seltener benötigte.
In Sachen Hygiene stellte sich Norwegen als hervorragende Wahl heraus. Die Raststätten an den Straßen sind alle sehr sauber und angenehm zu benutzen und die Seen waren ein wesentlicher Bestandteil meiner Abendroutine. Bei kühlen 12 Grad ging ich jeden Tag schwimmen und wusch mir die Haare im Wasser (natürlich ohne Shampoo), um am nächsten Tag in den Meetings akzeptabel auszusehen. Wenn ich Glück hatte, war es auch mal wärmer, aber oft war es kälter und hat zusätzlich noch geregnet. Den kältesten Badespaß hatte ich am Vikafjell an einem Stausee. Bei zwei Grad und sternenklarem Himmel musste ich noch 50 Meter die steinige Böschung hinabsteigen, bevor ich ans Wasser gekommen bin. Um schneller wieder warm zu werden, habe ich schon vor der Ankunft die Heizung voll aufgedreht, damit ich in ein warmes Auto einsteigen konnte.
Einen Vorteil hatte die Kälte allerdings: Ich musste keinen Kühlschrank mitnehmen. Trotzdem habe ich darauf geachtet, vor allem Lebensmittel zu kaufen, die nicht gekühlt werden müssen.
Nachdem die Grundbedürfnisse gesichert waren, konnte ich mich um meine Arbeitsbedingungen kümmern. Mit Hilfe eines Brettes, das ich unter der Windschutzscheibe befestigte, richtete ich mir einen Schreibtisch ein. Ein weiteres Brett bot Platz für Maus und Tastatur.
Um nicht mit dem Auto liegen zu bleiben, wollte ich unabhängig von der Autobatterie sein und habe einen 100Ah Zusatzakku hinter dem Fahrersitz installiert. Um den Akku zu laden, habe ich mich gegen Solarpaneele entschieden, da ich eine Dachbox mitnehmen wollte und Norwegen nicht für seinen Sonnenschein bekannt ist. Stattdessen wurde der Akku mit der Lichtmaschine über ein DC-DC-Ladegerät geladen. Die Kapazität hat für fünf Stunden Arbeit am Tag mit meinem Laptop vollkommen ausgereicht. Der Ladezustand fiel nie unter 60 Prozent, da ich oft meinen Standort gewechselt habe. Ich installierte einen Zigarettenanzünderanschluss am Akku, an den ich ein USB-C-PD-Ladegerät anschließen konnte, um alle meine Geräte aufzuladen.
Internetzugang hatte ich über ein zusätzliches Handy mit einem 140GB Hotspot. In den fünf Wochen musste ich mir nur dreimal einen neuen Standort suchen, um eine schnellere Verbindung zu bekommen. Auch das Volumen reichte für meine Arbeit (durchschnittlich eine Stunde Meeting am Tag und ansonsten Implementierung) aus.
Ein größeres Problem war die Kälte. Bei durchschnittlich zwölf Grad ist es unangenehm, lange still zu sitzen und zu arbeiten. Es dauerte eine Weile, bis ich dafür eine Lösung gefunden habe: Schließlich hatte ich meinen Schlafsack um die Beine gewickelt, trug einen zusätzlichen Pullover und eine Kuscheldecke über Schultern und Händen. Dabei habe ich festgestellt, dass der angenehme Temperaturbereich sehr klein ist. Schien die Sonne, wurde es plötzlich warm und ich konnte mich bis auf das T-Shirt ausziehen, aber sobald die Sonne wieder verschwand, musste ich mich wieder einpacken. Eine bessere Wärmedämmung wäre hier angenehmer gewesen.
Ansonsten unterschied sich die Arbeit im Auto nicht von der im Home Office. Mein Plan war es, jeden Vormittag fünf Stunden zu arbeiten, damit ich den Nachmittag frei habe, um das Land zu erkunden. Die Realität war viel flexibler: Wenn es den ganzen Tag geregnet hat, habe ich viel gearbeitet. Und wenn das Wetter schön war, habe ich nur an den Regelmeetings teilgenommen. Am Ende bin ich trotzdem auf die geplanten 25 Stunden pro Woche gekommen und habe meine Arbeit gut geschafft.
Die verschiedenen Arbeitsplätze hatten unterschiedliche Vorteile: An einem konnte ich in der Mittagspause rudern gehen, an einem anderen konnte ich spannende Dinge beobachten. Zum Beispiel parkte ich am Vikafjell neben einem Energieunternehmen, das Hochspannungsleitungen reparierte, weshalb neben mir ständig ein Helikopter startete und landete. Ein weiteres Highlight war ein Parkplatz, auf dem Schlittenhunde zum Training angespannt wurden und losliefen.
In meiner Freizeit besuchte ich Museen oder ging wandern. Zum Beispiel bestieg ich den Glittertind im Jothunheimen Nationalpark: Ausnahmsweise sollte es nicht regnen, also nahm ich mir einen Tag frei und fuhr nachmittags ins Reich der Riesen. Am nächsten Morgen wanderte ich früh los. Auf der ersten Etappe zur 7,5 km entfernten DNT-Hütte Glitterheim konnte ich wilde Rentiere aus nächster Nähe beobachten. An der Berghütte begann ein 6 Kilometer langer Aufstieg, der nach etwa 1000 Höhenmetern den Gipfel des Glittertinds erreichte.
Doch die Freude hielt sich in Grenzen, denn der Gipfel war fast komplett in Nebel gehüllt und die Wolken rissen nur für kurze Momente auf. Da ich sehr gut in der Zeit lag, wartete ich eine Weile und konnte tatsächlich noch einige Ausblicke erhaschen.
Erst am späten Nachmittag kam ich erschöpft, aber glücklich zu meinem Auto zurück. Obwohl ich auf dem Glittertind 4G-Empfang hatte, sah es im Tal anders aus und so musste ich Jothunheimen leider verlassen, um am nächsten Tag wieder arbeiten zu können.
Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine spannende Zeit war, die ich gerne wiederholen würde. Ich habe gelernt, dass man keinen aufwendig umgebauten Van braucht, um Abenteuer zu erleben, und wie wenig man überhaupt benötigt, um glücklich zu sein. Für mich als Werkstudent war diese unkonventionelle Workation gut und flexibel machbar. Kunden- oder Projektverantwortliche könnten mit dieser Art der Workation jedoch an ihre Grenzen stoßen sich stattdessen vielleicht doch lieber für eine Ferienwohnung entscheiden.